Belinda Bebst erfolgreich bei der Einrad-Weltmeisterschaft UNICON 19 in Südkorea vom 29.07.18 – 10.08.18
Am Ende der Einrad-Weltmeisterschaft Unicon 18 in Spanien (San Sebastian) wurde bekannt, dass die Stadt Ansan in Südkorea für die Unicon 19 als Austragungsort auserwählt wurde. Meine erste Reaktion war: „Da fahre ich nicht hin“. Für Belinda aber war klar: „An der WM in Asien nehme ich sicher teil“.
Die Buchungen für ihren Flug und das Hotel tätigte sie noch 2017, denn je früher desto preiswerter, lautet da das Motto. Einige Überlegungen und Vorbereitungen mussten bis zum Abflug getätigt werden und eine davon war, welches Einrad brauche ich für welche Disziplin und wie bekomme ich den Transport am besten geregelt.
Da unsere selbst geschnitzten Einradkartons für die WM in Kanada 2014 nicht mehr existierten, musste ein neuer Transportkarton her. Für Benjamin kein Problem. Nachdem die Kurbeln abgeschraubt und die Einradsättel mit Stange abmontiert waren, hatten zwei Einräder darin Platz gefunden. Selbst Werkzeug, Schoner und Schuhe passten ebenfalls in den Transportkarton. Aber es fehlte noch das Muni für die Geländedisziplinen. Im Gepäck der Familie ihres Freundes, die ebenfalls bepackt mit Einrädern nach Südkorea reisten, hatte es noch Platz gefunden.
Die beste Reisezeit für Südkorea, sei von September bis Mitte November, habe ich gelesen, da die Temperaturen dann nicht mehr ganz so hoch sind wie im Sommer. Aber was nützt diese Empfehlung, wenn der Zeitpunkt für die WM in den Hochsommer fällt. Dement-sprechend hoch waren dann auch die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit.
Am 27.07.2018 war es dann soweit, die Reise konnte beginnen. Zusammen mit der Familie ihres Freundes, landete Belinda nach einem 11-stündigen Flug im 8.500 km entfernten Seoul. Die Zeitverschiebung beträgt plus 7 Stunden zu unserer Zeit. Nachdem alle Gepäckstücke vom Laufband des Airports eingesammelt und im Leihauto verstaut waren, hatten nur noch 3 Personen im Auto Platz. Nun galt es noch den Transport von Konstantin und Belinda vom Flughafen zum 1,5 Std. entfernten Hotel in Ansan zu regeln.
Da schon vorab klar war, dass Konstantin und Belinda aus Platzmangel im Auto mit den öffentl. Verkehrsmitteln fahren müssen, wurde noch in Deutschland die Buslinie hierfür ausfindig gemacht. Die Anreise mit dem Bus gelang, mit einigen Hindernissen. Sie stiegen eine Station zu früh aus und durften daher die letzte Strecke von ca. 3 km bis zum Hotel zu Fuß zurücklegen.
Im Hotel angekommen, war die nächste Herausforderung, die gebuchten Hotelzimmer zu bekommen. Englisch ist zwar eine Weltsprache, doch in Korea nicht wirklich verbreitet. Kaum jemand spricht sie und deshalb gestaltete sich die Konversation auf Englisch schwierig. Dank Google-Übersetzer gelang es dann letztendlich, die gebuchten Zimmer zu beziehen. Ebenso ist das Bezahlen mit Karte zwar gängige Praxis, ob aber eine ausländische Kreditkarte akzeptiert wird, hängt scheinbar oft auch vom Personal ab. Gut, dass es im Hotel eine funktionierende Klimaanlagen gab, somit war nach langer Anreise die erste Nacht im Hotel erholsam.
Am 30. Juli startete für die 1.076 Teilnehmer die Eröffnungsfeier der UNICON 19. Die Einradparade führte vom Wa-Stadium bis zum Freilufttheater vom Hwarang-Park. Dort traten verschiedene Kampfsportgruppen auf und zeigten den WM-Teilnehmern ihr Können.
Die Wetterlage in Südkorea präsentierte sich mit extremen sommerlichen Temperaturen. So zeigte das Thermometer in den frühen Morgenstunden bereits 30 Grad an. Nach Angaben der Verantwortlichen, ist es der heißeste Sommer seit 10 Jahren. Je nach Startzeit der Wettkämpfe, herrschten oft Temperaturen bis über 40 Grad und die zusätzliche hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 90% war eine große Herausforderung für die Sportler. Unter diesen Bedingungen seine Leistung zu bringen stellte eine sehr anstrengende Herausforderung dar.
An jedem Tag fanden Wettkämpfe statt. Manchmal waren es mehrere pro Tag, die es zu stemmen galt.
Als erste Wettkampfdisziplin war das 10 km Rennen zu bewältigen. In diesem Rennen belegte Belinda in ihrer Altersgruppe „19 bis 29“ in der Standardklasse der 24-Zoll Einräder den 9. Platz.
Das Downhill-Rennen wurde am Mount Suam ca. 8 km nordöstlich von Ansan startete. Das Rennen führte über eine kurvige, steinige und mit Wurzeln übersäte Strecke. Hier holte sich Belinda in ihrer Altersklasse einen super 5. Platz.
Als nächste Disziplinen wurden im WA-Stadion von Ansan das Coasting, das Wheel-walk-Rennen und das Einbein-Rennen ausgetragen.
Beim Coasting müssen beide Füße auf der Einradgabel abgestellt werden und man muss mit dem zuvor geholten Schwung solange als möglich auf dem Einrad sitzen bleiben, um Strecke zu machen. Das Gleichgewicht zu beherrschen ist dabei die eigentliche Herausforderung. Diese Disziplin gelingt nur mit viel Training sicher und manchmal braucht es auch ein wenig Glück dazu. Dieses Training viel diesmal aus Zeit-mangel aus und somit musste sich Belinda mit 30,5 Metern zufrieden geben. Sie erreichte damit in ihrer AK den 10. Platz.
Beim Wheel-walk wird der Reifen mit beiden Füßen abwechselnd mittels „Tippel-bewegungen“ angetrieben. Die 30 Meter müssen so schnell als möglich gefahren werden und man darf seine zugeteilte Bahn nicht verlassen. In dieser Disziplin belegte Belinda den 11. Platz.
Das Einbein-Rennen und das Downhill-Coasting konnten nicht zu Ende gebracht werden, da sie leider mit einem Abstieg die beiden Rennen vorzeitig beendete.
Die nächsten beiden Disziplinen waren das Cross-Country-Rennen und das Uphill-Rennen, die am gleichen Tag gestartet wurden. Beide Wettbewerbe sind Geländedisziplinen und wurden ca. 15 km nordöstlich von Ansan am Mount Sun ausgetragen. Nachdem am Vormittag etwas Regen vom Himmel fiel lag die Luftfeuchtigkeit nahe bei 100 %.
Der Cross-Country (XC) war 5 km lang und hier erzielte sie einen tollen 7. Platz.
Am Nachmittag galt es dann noch eine lange und kräftezehrende Route am steilen und technisch anspruchsvollen Berg hochzufahren. Was unter den klimatischen Bedingungen eine echte Überwindung bedeutete. Auf 690 Längenmeter waren 80 Höhenmeter zu überwinden. Bei diesem Uphill-Rennen gelang es Belinda den 3. Platz zu holen. Sie gewann die Bronzemedaille in 9 Min. 54 Sek. und war damit nur 1 Sekunde von der Silbermedaille entfernt. Eine super Leistung!
Für Belinda war die letzte Disziplin der WM das Cyclo-Cross-Rennen. Das Rennen verlief über eine Geländestrecke von ca. 1,5 km Länge die sich aus vorhandenen und zusätzlich aufgebauten Hindernissen zusammensetzte. Hier galt es, diese Strecke innerhalb einer bestimmten Zeit (30 Minuten) so oft als möglich zu durchfahren. Belinda schaffte 3 Runden und belegte den 9. Platz.
Damit war die Einrad-WM 2018 geschafft! Jetzt konnte durchgeatmet werden und die wenigen Resttage wurden dazu verwendet um ein paar Eindrücke von Südkorea mit nach Hause zu nehmen, die nicht im Zeichen des Wettkampfes standen. Schon ein komisches Gefühl in einem Land zu sein, dass man nur aus den Medien kennt und das immer wieder mal in den Schlagzeilen steht. Entweder weil Nord- und Südkorea unter starken politischen Spannungen stehen oder weil es evtl. doch zu Annäherungsversuchen zwischen den beiden Ländern kommt.
Uschi Bebst